Villa Kirschbaum, Virchowstraße 22 im Jahr 2006, Geschichte Für Alle e.V.

 

 

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Die Villa Kirschbaum

Virchowstraße 22

Synagoge Hans-Sachs-Platz

Hans-Sachs-Platz 4

Im Zuge der Erweiterung des Stadtparks 1905 wurde die repräsentative Virchowstraße angelegt. Hier ließen Paula und Eugen Kirschbaum nach Entwürfen des Münchner Architekten Ferdinand Götz vom Nürnberger Architekturbüro Häberle & Henrich um 1910 eine imposante Villa erbauen und einrichten.

Paula war die Tochter des bekannten Rechtsanwalts, Landtagsabgeordneten und Kunstsammlers Max Süßheim, ihr Mann Eugen war als Unternehmer u.a. Teilhaber der Bronzefarbenfabrik Georg Benda AG und Besitzer der Eltersdorfer Dampfziegelei.  Paula war eine begeisterte Kunstsammlerin und besaß zudem eine bedeutende Bibliothek.

Mit Beginn der NS-Zeit wurde Paula Kirschbaum, inzwischen Witwe, systematisch vom Staat um Sammlungen und Vermögen gebracht. Erst nach dem Novemberpogrom 1938 entschloss sie sich zur Flucht. Sohn Karl war kurz vorher nach USA ausgewandert, die jüngere Tochter Annie floh mit ihrer Familie 1939 nach London.  Paula selbst konnte erst 1941 das Land verlassen. Die ältere Tochter Erna wurde 1942 nach Lublin deportiert und ermordet.

Die Villa wurde bis Kriegsende von der Firma Diehl genutzt, später von den Amerikanern belegt und erst 1958 zurückerstattet. Das Innere ist mittlerweile durch die langjährige Nutzung als heilpädagogische Privatschule völlig verändert. (RP)

Paula (1882-1962) und Eugen (1871-1928) Kirschbaum, Fotografie um 1905 (Quelle: Familie Suesheim/D’Angelo)

 

 

Literatur:

Dominik Radlmaier: Die Süßheims in Nürnberg. Geschichte der Familie und ihrer Sammlungen von den Gründerjahren bis in die NS-Zeit, in: Michael Diefenbacher (Hg.): Die Süßheims. Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler, Sammler, Nürnberg 2018, S. 55-197, hier S. 118-152.

Braungart, Richard: Arbeiten von Ferdinand Götz, in: Innendekoration: mein Heim, mein Stolz, XXIV/1913, Heft 6, S. 242-253.