Richard Lindner in Paris zwischen 1933 und 1939, Foto: privat

Persönlichkeiten

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Richard Lindner (1901-1978)

Gostenhofer Hauptstraße 34

Synagoge Hans-Sachs-Platz

Hans-Sachs-Platz 4

Der deutsch-amerikanische Künstler Richard Lindner (1901-1978) wurde 1901 in eine orthodoxe jüdische Familie im Hamburger Stadtteil St. Pauli geboren. 1905 zog die Familie nach Nürnberg, wo der Vater als Handelsvertreter tätig wurde. Zahlreiche Umzüge innerhalb Nürnbergs zeugen von prekären Lebensumständen. Ab 1913 führte Lindners Mutter unter den jeweiligen Wohnadressen ein Geschäft für maßgefertigte Korsetts, was auf das spätere Schaffen Lindners großen Einfluss nehmen sollte.

Lindner arbeitete zunächst als Verkäufer und versuchte sich als Pianist. Angezogen vom Künstlertum nahm er 1922 ein Studium an der Nürnberger Kunstgewerbeschule auf, wo er Kurse im Aktzeichnen und in der Ölmalerei belegte. 1926 wurde er zum Meisterschüler des Werbegrafikers Max Körner (1887 – 1963) ernannt und war an mehreren Klassenprojekten, darunter der Veröffentlichung „Kö-Garten“ sowie Entwürfen für Spielzeug und Werbung, beteiligt. Lindner lebte kurzzeitig auch in Frankfurt und in Berlin, wo er als Buchillustrator wirkte, kehrte aber stets nach Nürnberg zurück. Die Familie war zuletzt in der Gostenhofer Hauptstraße 34 gemeldet.

1930 heiratete Lindner seine ehemalige Kommilitonin Elsbeth Schülein (1906 – 1952), mit der er nach München zog, wo sie die Meisterschule für Mode besuchte und er Illustrationen für namhafte Verlage schuf. Nach Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler emigrierte das Künstlerpaar 1933 nach Paris. Bei Kriegsausbruch wurden beide interniert und wanderten nach ihrer Freilassung in die USA aus. Ab 1950 etablierte sich Lindner in New York mit korsettierten Großstadtfiguren in einem konturierten, starkfarbigen Malstil als Künstler im Umfeld der Pop Art, die er um eine moralistische Variante bereicherte. (AD)

Literatur:

Thomas Heyden: Richard Lindner – ein amerikanischer Künstler aus Nürnberg, Nürnberg 2000, S. 92-93.

Claudia Loyall: Richard Lindner – Biographie, in: Richard Lindner, Gemälde und Aquarelle 1948-1977, Ausstellungskatalog Haus der Kunst, München / New York 1997, S. 147-152.