Lucie Adelsberger als junge Frau, ca. 1920.  (Eduard Seidler/Benjamin Kuntz)

Persönlichkeiten

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Lucie Adelsberger (1895-1971)

Albrecht-Dürer-Straße 7 (Wohnadresse um 1900)

Lucie Adelsberger (1895-1971)

Albrecht-Dürer-Straße 7 (Wohnadresse um 1900)

Lucie Adelsberger kam am 12. April 1895 als Tochter des Weinhändlers Isidor Adelsberger und seiner Frau Rosa, geb. Lehmann, in Nürnberg zur Welt. Die Familie lebte zu dieser Zeit in der Albrecht-Dürer-Str. 7. Obwohl der Vater früh verstarb, konnte Lucie, die noch zwei jüngere Geschwister hatte, die höhere Töchterschule besuchen und im Jahr 1914 am Königlichen Realgymnasium das Abitur ablegen. Von 1914 bis 1919 studierte sie Medizin an der Universität Erlangen. Das praktische Jahr absolvierte sie am Cnopf’schen Kinderspital in ihrer Heimatstadt. 1920 erhielt sie die Approbation, 1923 folgte die Promotion.

1921 zog Lucie Adelsberger nach Berlin, wo sie Fachärztin für Kinderheilkunde und Innere Medizin wurde. Ab 1925 betrieb sie eine eigene Praxis, in der sie vor allem Patienten mit allergischen Erkrankungen behandelte. Auch ihr wissenschaftliches Interesse galt den Allergien. Von 1927 bis 1933 forschte sie am Robert Koch-Institut.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft zunächst die Kassenzulassung, 1938 die Approbation entzogen. Trotz eines Stellenangebotes der Universität Harvard blieb sie bei ihrer kranken Mutter, die zu ihr nach Berlin gezogen war, und sorgte weiterhin für ihre Patienten. Im Mai 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sie zur Arbeit als Häftlingsärztin im „Zigeuner- und Frauenlager“ von Birkenau gezwungen wurde. Kurz vor Kriegsende wurde sie in einem Außenlager des KZ Ravensbrück befreit. 1946 emigrierte Lucie Adelsberger in die USA. In New York war sie bis zu ihrem Tod als Ärztin und Wissenschaftlerin in der Krebsforschung tätig. Ihre publizierten Erinnerungen an Auschwitz sind ein bewegendes Dokument des Holocaust. (BK)

Die Auschwitzerinnerungen von Lucie Adelsberger erschienen das erste Mal 1956 in Deutschland, 1995 wurde eine ins Englische übersetzte Fassung in den USA veröffentlicht. (Lettner-Verlag/Benjamin Kuntz)

Literatur:

Lucie Adelsberger: Auschwitz – Ein Tatsachenbericht, Berlin 1956.

Benjamin Kuntz: Lucie Adelsberger. Ärztin – Wissenschaftlerin – Chronistin von Auschwitz, Leipzig/Berlin 2020.