Als Treppenstufen missbrauchte jüdische Grabstein im Südturm der Kirche. (Stadtarchiv Nürnberg A39-III-Fi-L-2869)

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Geschändete Grabsteine in der Lorenzkirche

Lorenzer Platz 1

Geschändete Grabsteine in der Lorenzkirche

Lorenzer Platz 1

Wie an der Sebalduskirche finden sich auch an der Lorenzkirche antijüdische Darstellungen, so etwa am Weltgerichtsportal im Thympanon des Hauptportals. Juden werden, erkennbar am sogenannten Judenhut, als dem Teufel und der Hölle am nächsten dargestellt. Hierbei ging es darum, das Judentum als eine „falsche“ Religion zu diffamieren.

Wesentlich verletzender für viele Juden dürfte allerdings die Verwendung von mehreren Grabsteinen des 1499 geschändeten jüdischen Friedhofs an der Münzgasse als Treppenstufen des Südturms gewesen sein. Der Friedhof gilt im Judentum als ein ewiger Ruheort. Das Grab mit dazugehörigem Stein ist unantastbar. Es wird auch nicht wiederbelegt und soll bis zum Tag der Erlösung mit dem Gedächtnis der Namensnennung des Toten erhalten bleiben.

Für den Einbau in den Turm wurden die Grabsteine zersägt. Die Treppenstufen wurden mittlerweile ausgebaut und befinden sich seit dem 3. Mai 1970 in der Aussegnungshalle des neuen israelitischen Friedhofs in der Schnieglinger Straße. (DG)

Einer der geborgenen Grabsteine in der Aussegnungshalle des neuen israelitischen Friedhofs in der Schnieglinger Straße. Fotografie 2017 (Stadtarchiv Nürnberg A55-III-40-11-2)

Literatur:

Hugo Burkhard: Ein erfreulicher Akt religiöser Verständigung, in: Gemeindeblatt der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, Juni 1970, S. 3-6 (mit Rede Arno Hamburgers zur Enthüllung der Steine in der Aussegnungshalle).