Ansicht des Kulturvereinshauses 1935. (Stadtarchiv Nürnberg A 38 C122-8)

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Kulturvereinshaus

Frauentorgraben 49

Kulturvereinshaus

Frauentorgraben 49

An der Stelle, an der sich heute ein Gebäude der AOK befindet, stand früher das Kulturvereinshaus. Der „Industrie- und Kulturverein“ wurde 1819 gegründet. Vereinszweck war die Förderung von Landwirtschaft, Handwerk und sonstigen Gewerben durch Hilfe zur Selbsthilfe. Der Verein rief Einrichtungen der Bildung und sozialen Fürsorge ins Leben, die durch die Gewinnung zahlreicher Mäzene finanziert werden konnten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelten sich die Vereinsaktivitäten. Die Pflege von Kultur und Unterhaltung rückte in den Vordergrund. Die Finanzkraft des Vereins zeigte sich vor allem in dem prächtigen Jugendstil-Vereinshaus, das 1905 eröffnet wurde. Beim Luftangriff auf Nürnberg am 2. Januar 1945 wurde der Prachtbau schwer beschädigt.

Am 15. September 1935 tagte der Reichstag das erste und einzige Mal außerhalb von Berlin. Die Abgeordneten trafen sich in Nürnberg, wo gerade wieder ein Reichsparteitag abgehalten wurde, im Festsaal des Kulturvereinshauses. Einstimmig verabschiedeten sie die „Nürnberger Gesetze“, deren rassistischen Kern das sogenannte „Blutschutzgesetz“ bildete: „Deutschblütigen“ und Juden waren fortan die Eheschließung und „außerehelicher Verkehr“ verboten. (PM)

Reichstagspräsident Hermann Göring beim Verkünden der „Nürnberger Gesetze“. Fotografie 1935 (Bayerische Staatsbibliothek, Bildarchiv hoff-11571)

Literatur: 

Karl Kleiner: Der Industrie- und Kulturverein e.V. Nürnberg. Seine Geschichte und sein Wirken 1819-1929, Nürnberg 1929.

Cornelia Essner: Die „Nürnberger Gesetze“ oder Die Verwaltung des Rassenwahns 1933-1945, Paderborn u.a. 2002.