Hermann Kesten (links) mit dem Bildhauer Wilhelm Uhlig, um 1984, Foto: privat

Persönlichkeiten

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Hermann Kesten (1900 – 1996)

Gewerbemuseumsplatz 4

Synagoge Hans-Sachs-Platz

Hans-Sachs-Platz 4

Der Schriftsteller, Weltbürger und Netzwerker Hermann Kesten wuchs in Nürnberg auf, wo er bis 1919 das Melanchthon-Gymnasium besuchte. Sein Studium in Erlangen und Frankfurt brach er ohne Abschluss ab. 1928 wurde Kesten als Lektor in dem in Berlin ansässigen Gustav Kiepenheuer Verlag tätig, dessen linksbürgerliches Programm er maßgeblich prägte. Im selben Jahr publizierte Kiepenheuer seinen ersten Roman „Josef sucht die Freiheit“, dem bis 1932 drei weitere Romane, Erzählungen und dramatische Werke folgten. Außerdem veröffentlichte Kesten in der Weimarer Zeit zahlreiche journalistische Artikel.

Die Emigration führte Kesten ab 1933 u.a. nach Paris, Sanary-sur-Mer, London, Brüssel und Amsterdam, wo er die Verlagsarbeit für Kiepenheuer fortführte. Seine historischen Romane „Ferdinand und Isabella“ (1936) und „König Philipp der Zweite“ (1938) datieren in die ersten Exiljahre. Ab 1940 lebte Kesten in den USA und kümmerte sich vor allem um die Rettung verfolgter Autoren. Er nahm 1949 die amerikanische Staatsbürgerschaft an, begab sich aber im selben Jahr auf eine Europareise und ließ sich schließlich 1953 in Rom nieder. Von 1972 bis 1976 war Kesten Präsident des deutschen PEN-Clubs. 1977 zog er nach Basel, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Kesten erhielt 1954 den Kulturpreis und 1980 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Nürnberg. 1995 stellte er das Preisgeld für den ersten Internationalen Menschenrechtspreis zur Verfügung. Seit 1988 steht ihm zu Ehren in der Nürnberger Stadtbibliothek ein lebensgroßes, mit rund 200 Bleistiftskizzen vorbereitetes Standbild des Nürnberger Bildhauers Wilhelm Uhlig (1930 – 2022). (AD)

Wilhelm Uhlig mit dem Gips seines Standbilds für die Stadtbibliothek, um 1987, Foto: privat

Literatur:

Albert M. Debrunner, Zuhause im 20. Jahrhundert – Hermann Kesten, Biographie, Wädenswil am Zürichsee 2017.

Ingeborg Höverkamp, Hermann Kesten (1900 – 1996) – Nürnbergs berühmtester Dichter des 20. Jahrhunderts, erschienen in: Frankenland, Zeitschrift für fränkische Geschichte, Kunst und Kultur, Heft 2, 2019, S. 106 – 117.