Ausschnitt des Stadtmodells mit der 2022 eingefügten Synagoge. (Uwe Niklas)

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Großes Altstadtmodell

Stadtmuseum im Fembo-Haus, Burgstraße 15

Großes Stadtmodell

Stadtmuseum im Fembo-Haus, Burgstraße 15

1935 erteilte der Oberbürgermeister von Nürnberg, Willy Liebel (NSDAP), den Auftrag, ein Stadtmodell von Nürnberg anzufertigen. Die vier Holzschnitzer Gustav Fischer, Konrad Heisinger, Ludwig Köpf und Alexander Hehl fertigten das 3 x 3,5 Meter große Modell aus Lindenholz an. Es zeigt präzise die 2.580 Gebäude der Innenstadt in ihrem Zustand von 1939 in einem Maßstab von 1:500. Die Kosten betrugen 41.200 Reichsmark.

Das Stadtmodell zeigt insbesondere die Ergebnisse der sog. „Altstadtsanierung“ und der nationalsozialistischen „Entschandelung“ des Stadtbildes. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde zum Beispiel die Synagoge am Hans-Sachs-Platz am 10.08.1938 abgerissen. Den Antrag auf Abriss der Synagoge hatte Willy Liebel gestellt, nachdem er die Synagoge als „unerträglichen Fremdkörper“ bezeichnet und verkündet hatte, dass er  die Stadt von „stilwidrigen störenden und anstößigen Bauwerken“ bereinigen wolle. Der Abriss wurde von einer Veranstaltung mit Reden von Liebel und Julius Streicher (NSDAP), Gauleiter von Mittelfranken, begleitet.

Auf dem Stadtmodell ist die Lücke, die der Abriss der Synagoge gerissen hat, deutlich zu erkennen gewesen. Im Jahr 2022 wurde diese Lücke durch ein nachträglich eingefügtes Modell wieder geschlossen. (JO)

Literatur

Julius Lincke: Entstehung und Schicksale des großen Holzmodells der Nürnberger Altstadt, in: Nürnberger Altstadtberichte 10 (1985), S. 65–76.

Franz Schiermeier: Stadtatlas Nürnberg. Karten und Modelle von 1492 bis heute, hg. vom Stadtarchiv Nürnberg, Stadtmuseum Nürnberg und Staatsarchiv Nürnberg, München 2006, bes. S. 152.

Alexander Schmidt: Saubere Altstadt, in: Bauen in Nürnberg 1933–1945. Architektur und Bauformen im Nationalsozialismus. Eine Ausstellung des Stadtarchivs Nürnberg vom 11. August – 31. Oktober 1995, hg. von Michael Diefenbacher, Nürnberg 1995, S. 130–151.