Grabstein einer Frau Eva (Gd340) im Germanischen Nationalmuseum (Geschichte Für Alle e.V.).

Weitere Orte

Weitere Orte

Weitere Orte

Grabstein der Hebamme Eva

Germanisches Nationalmuseum – Kreuzgang

Synagoge Hans-Sachs-Platz

Hans-Sachs-Platz 4

„Hier ist beerdigt ein blühender Baum,

Frau Eva, die Hebamme.

Sie wurde beerdigt am 9. Adar 5077“

 

Im Kreuzgang des Germanischen Nationalmuseums steht ein Grabstein mit hebräischer Inschrift. Gedacht wird darauf in ausdrucksstarker Sprache der Hebamme Eva, „einem blühenden Baum“. Während auf den Grabsteinen i.d.R. nur Alter und Name angegeben wurden, vermerkte man bei Hebammen ihren Beruf. Dies lässt auf die hohe Anerkennung schließen, die Hebammen genossen. Das Jahr 5077 entspricht in der christlichen Zeitrechnung dem Jahr 1317. Der Grabstein stammt von dem zweiten jüdischen Friedhof jenseits des Laufer Schlagtors.

Im Nürnberger Memorbuch finden sich weitere Frauen, die als Hebammen in der spätmittelalterlichen Gemeinde tätig waren, wie die Frauen Mirjam und Richenza sowie die beiden Geburtshelferinnen mit den sprechenden Namen Frau Zarlieb und Frau Schonfraw.

Es war üblich, der Wöchnerin biblische Verse ins Ohr zu flüstern und sie niemals allein zu lassen, weil man die „Kinderfresserin“ Lilith, die „erste Eva“, fürchtete, die das Kind zu sich nehmen könne.

Viele Jüdinnen waren zudem als Mägde angestellt, sie arbeiteten in der Textilproduktion, im Lebensmittelhandel und waren in der medizinischen Betreuung tätig, so eine Frau, „die sich in der Arznei versteht“. (NB)

Literatur: 

Nadja Bennewitz: Gutlin, Belkint und Schonfrawen. Alltag jüdischer Frauen im Spätmittelalter, in: Nadja Bennewitz/Gaby Franger (Hg.): Geschichte der Frauen in Mittelfranken, Cadolzburg 2003, S. 61-68.

Frank Matthias Kammel: Spur der Steine. Zu den jüdischen Grabdenkmalen im Germanischen Nationalmuseum, in: Kulturgut. Aus der Forschung des Germanischen Nationalmuseums 58 (2018), S. 13-15.