1992 ließ der Verein Geschichte Für Alle e.V. eine Gedenktafel an der Hausfassade anbringen, um an die Jüdinnen und Juden zu erinnern, die im November 1941, im März und im September 1942 von hier aus deportiert wurden. Fotografie 2022 (Geschichte Für Alle e.V.)

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Ehemaliges „Judenhaus“

Knauerstraße 27

Ehemaliges „Judenhaus“

Knauerstraße 27

Mit dem „Gesetz über die Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1939 begann für die nicht emigrierte jüdische Bevölkerung die systematische Verdrängung aus ihren Wohnräumen und die Ghettoisierung in sogenannten „Judenhäusern“. Allein im Stadtteil Gostenhof existierten 1941/42 13 derartige Einrichtungen (von insgesamt 52 in Nürnberg). Eine der größten befand sich in der Knauerstraße 27, wo mehr als 150 Frauen, Männer und Kinder lebten. Bis zu seiner „Arisierung“ 1939 hatte der Sandsteinbau Max Moschkowitz gehört, einem jüdischen Unternehmer, der im Hinterhaus ab 1924 Blechspielwaren produzierte. Davon zeugen bis heute die Initialen MMN und die Transportschienen im Eingangsbereich. In den frühen 1940er Jahren wurde es zu einem „Judenhaus“ umfunktioniert, mit denen die nationalsozialistischen Behörden deutschlandweit mehrere Ziele verfolgten: Durch die Enteignung und Entmietung jüdischer Familien wurde begehrter Wohnraum frei, sie wurden räumlich isoliert und ihre Konzentration auf engstem Raum – in der Knauerstraße lebten bisweilen 86 Personen zeitgleich – erleichterte die im Herbst 1941 einsetzenden Deportationen in die Ghettos und Lager Izbica, Riga-Jungfernhof und Theresienstadt. (RN)

Außenansicht des ehemaligen „Judenhauses“ Knauerstraße 27. Nur sehr wenige Bewohnerinnen und Bewohner überlebten die Deportationen und Lageraufenthalte. Fotografie 2022 (Geschichte Für Alle e.V.)

Literatur:

Katrin Bielefeldt: Einwanderer, Händler & Fabrikanten. Juden in Gostenhof, in: Geschichte Für Alle e.V. – Institut für Regionalgeschichte (Hg.): Gostenhof. Geschichte eines Stadtteils (= Nürnberger Stadtteilbücher, Bd. 9). Nürnberg 2005, S. 130-137.

Alexander Schmidt / Bernd Windsheimer: Geschichte der Juden in Nürnberg, Nürnberg 2014, S. 50f.