Haus Feuerweg 6: Wie die Betstube im Vorkriegsbau aussah, ist nicht überliefert. Vermutlich handelte es sich um einen schlichten Raum, der nur mit dem Nötigsten ausgestattet war. Fotografie 2014 (Geschichte Für Alle e.V.)

Haus Feuerweg 6: Wie die Betstube im Vorkriegsbau aussah, ist nicht überliefert. Vermutlich handelte es sich um einen schlichten Raum, der nur mit dem Nötigsten ausgestattet war. Fotografie 2014

(Geschichte Für Alle e.V.)

Einrichtungen der jüdischen Gemeinde

Einrichtungen der jüdischen Gemeinde

Bethaus von „Achi Eser“

Feuerweg 6

Einrichtungen der jüdischen Gemeinde

Bethaus von „Achi Eser“

Feuerweg 6

Eine kleine Gruppe osteuropäischer Jüdinnen und Juden aus verschiedenen sozialen Milieus und Regionen gründete 1917 in Gostenhof den Verein Ausschuss der Ostjuden Achi-Eser e.V. und unterhielt im Feuerweg 6 eine Betstube, d. h. eine private Kleinsynagoge, in der täglich Gottesdienste nach ostjüdischem Ritus gefeiert wurden. Achi-Eser war der erste Verein, der sich gezielt an Jüdinnen und Juden richtete, die aus Galizien, Rumänien oder Ungarn ausgewandert oder von dort vertrieben worden waren. Die Frömmigkeitspraktiken der Mitglieder unterschieden sich von der ebenfalls orthodoxen Gemeinde Adas Israel in der Essenweinstraße, stärker aber noch von der liberalen Gemeinde am Hans-Sachs-Platz: Die Gebete wurden laut und in individuellem Tempo gesungen und gesprochen.

Im Feuerweg 6 wurde nicht nur gebetet und gefeiert, sondern auch Sozialarbeit geleistet, da viele Immigrantinnen und Immigranten als Klein- und Zwischenhändler nur ein geringes Einkommen hatten oder mittellos waren. Vereine wie Achi-Eser hatten also sowohl eine religiöse als auch eine soziale Funktion, weil sie Menschen desselben Glaubens zusammenführten und – das gehörte zum jüdischen Selbstverständnis – karitativ unterstützten. (RN)

Luftaufnahme der Umgebung um den Feuerweg 1927. Am unteren Bildrand ist der Kohlenhof zu erkennen. Am rechten Bildrand verläuft von Norden nach Süden die Steinbühler Straße.

Literatur:

Katrin Bielefeldt: Einwanderer, Händler & Fabrikanten. Juden in Gostenhof, in: Geschichte Für Alle e.V. – Institut für Regionalgeschichte (Hg.): Gostenhof. Geschichte eines Stadtteils, Nürnberg 2005, S. 130-137.

Guthmann, Marga: Erlebt in Gostenhof. Nürnberg 1989.

Sibylle Kußmaul: Die „Ostjuden“ in Nürnberg 1880-1933. Eine Minderheit zwischen Ausweisung und Assimilation, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN) 84 (1997), S. 149-224.